Kaltlufttropfen und Höhentiefs sind faszinierende Wetterphänomene, die stabile Hochdrucklagen empfindlich stören können. Sie entstehen in der oberen Atmosphäre und beeinflussen das Wetter oft auf unvorhersehbare Weise – mit Schauern, Gewittern oder sogar Schneefällen. Doch was genau steckt hinter diesen Phänomenen, wie entstehen sie, und warum sind sie so schwer vorherzusagen? Dieser Artikel gibt einen Überblick über die Entstehung, Eigenschaften und Auswirkungen von Kaltlufttropfen und Höhentiefs.
Tiefdruckgebiete und ihre Rolle in der Atmosphäre
Tiefdruckgebiete mit ihren Warm- und Kaltfronten gehören zur Grundausstattung der Atmosphäre in unseren Breiten; immer wieder erleben wir ihre Annäherung, den Durchgang der Fronten und später die allmähliche Abschwächung und Auflösung des Tiefs. Doch immer öfter tauchen in den meteorologischen Prognosen die Begriffe „Höhentief“ und „Kaltlufttropfen“ auf und mittlerweile wissen viele Menschen, dass auch diese eigentümlichen Objekte eine scheinbar schöne und stabile Hochdrucklage sehr nachdrücklich beeinträchtigen können. Wie aber entstehen sie und was macht sie so besonders?
Wie entsteht ein Kaltlufttropfen?
Ein „Höhentief“ zeigt sich, wie der Name schon vermuten lässt, nicht in der Boden- sondern nur in der Höhenwetterkarte. Solche Höhenwetterkarten werden täglich mehrmals für unterschiedliche Höhen über dem Erdboden erstellt, eine der wichtigsten erfasst den Bereich zwischen 5 und 7 Km Höhe. In dieser Zone zeigen sich Kaltluftvorstöße oft in Form eines V-förmigen Troges, wobei dessen Spitze in südliche Richtung zeigt.
Löst sich diese Spitze vom Hauptteil des Troges, so entwickelt sie fortan ein Eigenleben, denn sie verlässt damit auch dessen Zirkulationsbereich. Da es sich bei dem Trog um einen Kaltluftkörper handelt, ist auch seine Spitze mit Kaltluft angefüllt, bei der Ablösung entsteht folglich ein „Kaltlufttropfen“. Er ist umgeben von wärmerer Luft und schwimmt in der Folge auf ihr ähnlich einem Fettauge auf der Suppe.
Auswirkungen auf das Wetter
In seinem Inneren nimmt die Temperatur mit der Höhe stark ab, was unter und in ihm aufsteigende Luftbewegung auslöst. Bei diesem Aufsteigen kondensiert die vorhandene Feuchtigkeit, Wolken entstehen und können in einem Kaltlufttropfen bis zur Mächtigkeit eines Gewitters heranwachsen.
Deshalb können Kaltlufttropfen eine scheinbar ruhige Hochdrucklage nachhaltig stören – im Sommer treten teils kräftige Schauer und Gewitter auf, im Winter überraschende Schneeschauer. Sie sind ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie dynamisch und wechselhaft das Wetter sein kann.
Die Zugbahn solcher Kaltlufttropfen ist oft schwer vorherzusagen, da sie sich von den großräumigen Strömungsverhältnissen quasi entkoppelt haben. Selbst modernste Großrechner liefern deshalb schon bei der Vorausschau für drei bis fünf Tage meist sehr unterschiedliche Ergebnisse.
Lebensdauer und Bewegung von Kaltlufttropfen
Die Lebensdauer solcher Gebilde kann sehr verschieden sein und reicht von wenigen Tagen bis hin zu Wochen. Manchmal umwandern sie ein Hochdruckgebiet von Ost und nach West und werden danach von der normalen Höhenströmung wieder eingefangen, manchmal entschwinden immer weiter nach Süden und lösen sich dort schließlich auf. Gelegentlich sind in einer Höhenwetterkarte gleich mehrere solcher Kaltlufttropfen zugleich registriert, da sie sich gegenseitig in ihren Zugbahnen beeinflussen, macht das die Vorhersagen besonders unsicher.
Unterschied zwischen Höhentief und Kaltlufttropfen
Die Begriffe „Höhentief“ und „Kaltlufttropfen“ werden oftmals gleichgesetzt, doch völlig identisch sind sie gleichwohl nicht. Ein Kaltlufttropfen ist nur in den Höhenwetterkarten zu erkennen, er hat auch keine für „normale“ Tiefdruckgebiete typischen Fronten.
Bei einem Höhentief ist das zwar zunächst genauso, allerdings kann das sich im Laufe seines Lebens bis in tiefere Luftschichten „durchpausen“. Dann zeigen sich auf seiner östlichen und nördlichen Seite vermehrt Schichtwolken, die durch das Aufgleiten von wärmerer über kältere Luft entstehen, auch die meist leichten Niederschläge haben weniger Schauercharakter. Im westlich und südlichen Sektor treten dagegen weiterhin die typischen Quellwolken mit schauerartigem Niederschlag auf.
Wird ein Höhentief für längere Zeit an einem Ort stationär, können sich dann auch in der Bodenwetterkarte Anzeichen eines Tiefdruckgebiets bemerkbar machen. Ein markantes Beispiel dafür liefert die bekannte „Omega-Lage“, bei der ein beständiges Hoch Links und Rechts von Tiefdruckgebieten flankiert und gestützt wird.
Warum treten Kaltlufttropfen häufiger auf?
In den letzten zehn Jahren ist die klassische Westwetterlage, die mit einem straffen Westwindband verbunden ist, seltener geworden, stattdessen schwingt das Band häufiger in weiten Bögen nach Norden und Süden aus. Diese starke Schwingung lässt weit nach Süden reichende Kaltluftvorstöße zu, deren südlichster Teil sich dann aber wie beschrieben oft abspaltet.
Deshalb tauchen „Höhentiefs“ und „Kaltlufttropfen“ in den Wetterberichten viel regelmäßiger auf als früher; ob das jedoch so bleiben wird und eine Folge des Klimawandels ist, kann derzeit noch nicht mit Sicherheit gesagt werden.