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Nicht nur für Kinder ist es ein beliebtes Spiel: In den unzähligen Variationen, in denen die Wolken am Himmel jeden Tag erscheinen, Figuren zu sehen. Fische, Bären oder Drachen werden da sichtbar, verändern sich, werden zu Burgen, Bergen oder Monstern.

Diese Art der Wetterbeobachtung ist uralt; schon immer hat der Mensch gerne Bilder aus seiner Erfahrungswelt an den Himmel projeziert. Doch bei der wissenschaftlichen Erforschung des Wetters führt dieser Weg der Wolkenbeschreibung in einen endlosen Irrgarten, die flüchtigen Formen am Himmel lassen sich so nicht in klar definierte Kategorien einordnen.

Wolken: Entstehung der Klassifizierung

Es war deshalb eine Sensation, als an einem Dezemberabend des Jahres 1802 in London ein bis dahin vollkommen unbekannter, gerade dreißigjähriger Apotheker vor das Publikum der „Askesian Society“ trat und ein völlig neuartiges System der Himmelsbetrachtung vorstellte. „Die Modification der Wolken“ nannte er seinen Vortrag und in ihm vereinigten sich die Ergebnisse genauester Wetterbeobachtung seit seiner Kindheit mit methodischer Sicherheit und Klarheit. Wobei als entscheidendes Kriterium die Zerlegung aller Wolkenphänomene in streng aber schlüssig strukturierte Grundelemente hervorstach.

Was Luke Howard, so der Name dieses Apothekers, da präsentierte, war ein System, dass an die Nomenklatura des schwedischen Botanikers Carl von Linne erinnerte: Es gab Gattungen, Arten und Unterarten von Wolken, alle selbstverständlich mit lateinischen Namen benannt, denn dies war die Sprache der internationalen Wissenschaft.

Basisformen der Wolken: Cirren, Cumulus und Stratus

Genau danach strebte damals die noch junge Meteorologie: Anerkennung als gleichwertige physikalische Lehre, die das Wetter in all seiner Vielfältigkeit überschaubar, berechenbar und nachvollziehbar macht. Luke Howard genügten dafür drei Basisformen der Wolken:

  • Eiswolken,
  • Quellwolken und
  • Schichtwolken,

lateinisch Cirren, Cumulus und Stratus genannt. Sie lassen sich auch in einem chaotischen Himmelsbild sicher identifizieren und ermöglichen so eine international verständliche Beschreibung der Bewölkungssituation an einem Ort. Und dieser internationale Austausch war und ist das entscheidende Element, das für eine gute Wettervorhersage gebraucht wird.

Zwar sollte es nach dem revolutionären Vortrag des englischen Apothekers noch mehrere Jahrzehnte dauern, bis durch die Erfindung der Telegrafie ein schneller Austausch von Wetterdaten möglich wurde, doch ein entscheidender Durchbruch in der Entwicklung der Meteorologie war damit gelungen.

Howards Namenssystem verbreitete sich rasch international. Einer ihrer entschiedensten Verfechter war kein Geringerer als Johann Wolfgang von Goethe. In seinem universalen Interessensspektrum hatten die Wolken schon früh einen wichtigen Platz; die Howardschen Definitionen dieser luftigen Erscheinungen überzeugten ihn sofort und nachhaltig: „Durch Howards glücklichen Gedanken, die Wolkenbildungen zu sondern, zu charakterisieren, zu benennen, sind wir mehr als man glauben könnte gefördert worden“ – so sein begeistertes Urteil.

Der Siegeszug der neuen wissenschaftlichen Wolkendefinitionen hielt bis in die Moderne an und auch heute noch benutzen Meteorologen weltweit ihre Namen. Nur ihr Erfinder war lange Zeit fast völlig in Vergessenheit geraten, bis zu Beginn des 21.Jahrhunderts der britische Geologe und Wissenschaftsautor Richard Hamblyn in seinem Buch „Die Erfindung der Wolken“ diese Sternstunde der Wissenschaft ausführlich würdigte.



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