Haben Sie sich schon einmal gefragt, warum bestimmte Wetterphasen im Jahr so verlässlich wieder-kehren? Oder wie es überhaupt möglich ist, dass wir den Wechsel der Jahreszeiten so genau vorher-sagen können?
Unser Kalender scheint eine feste Größe zu sein – dabei musste er sich im Laufe der Geschichte immer wieder an die natürlichen Rhythmen von Sonne und Erde anpassen. In diesem Bei-trag erfahren Sie, warum Kalender und Wetter bis heute untrennbar miteinander verbunden sind – und wie diese Verbindung unseren Blick auf das Jahr prägt.
Vom Wetter im Jahresverlauf und der Rolle des Kalenders
Unser Wetter durchläuft in jedem Jahr verschiedene Phasen, die wir mit der jeweiligen Jahreszeit in Verbindung setzen. So ist etwa in der zweiten Januarhälfte der Hochwinter zu erwarten, in dem auch in Zeiten der Klimaerwärmung die Chancen auf Schnee und Eis am größten sind. Mit steigendem Sonnenstand zeigen sich in der zweiten Februarhälfte die ersten Frühlingsboten und Ende Mai kündigt sich mit den ersten heißen Tagen oftmals der Frühsommer an.
Diese und auch die folgenden „Witterungsregelfälle“ ereignen sich in einem Zeitraum des Jahres, den wir mit Hilfe unseres Kalenders bestimmen. Damit dies gelingt, muss allerdings der Kalender zuverlässig mit der Zeit, die die Erde für eine Sonnenumrundung benötigt synchronisiert sein. Und dies war für lange Zeit nicht der Fall.
Entwicklung der Kalender – vom Mond zum Sonnenjahr
Spätestens mit der Sesshaftwerdung im Neolithikum wurden Kalender für die Menschen bedeutungsvoll. Denn die Termine für Aussaat und Ernte, für Fruchtbarkeitsrituale und Dankesopfer mussten im gleichförmigen Strom der Zeit festgelegt werden. Neben dem Mondkalender, der sich am rund 29-tägigen Zyklus von Vollmond bis Vollmond orientierte, war es vor allem der Sonnenkalender, der sich dafür schon in der Zeit der frühen Hochkulturen in Ägypten und Mesopotamien etablierte.
Er bildete mit seiner Einteilung in Wochen und Monate auch die Grundlage für den von Julius Cäsar eingeführten julianischen Kalender, der mit der Ausweitung des römischen Reiches auch in Mitteleuropa übernommen wurde. Nach diesem Kalender beträgt die Länge eines Jahres 365 Tage, jedes vierte Jahr hat einen Schalttag und damit 366 Tage, damit gleicht sich die Ungenauigkeit der vorherigen drei Jahre weitgehend aus.
Weitgehend aber nicht völlig, denn unser Sonnenjahr ist nicht 365,25 Tage lang, sondern nur 365,2422 Tage. Der Unterschied beträgt elf Minuten pro Jahr – und das addierte sich. Der julianische Kalender geht nach, das Datum, das er anzeigte, stimmte im Laufe von Jahrzehnten und Jahrhunderten immer weniger mit dem realen Sonnenstand überein. Wenn also am 21. Dezember der kürzeste Tag des Jahres und der niedrigste Sonnenstand erreicht sein sollte, so war dieser Termin im Jahr 800, zur Zeit Karls des Großen, schon um fünf Tage nach vorne verschoben und tatsächlich erst am 26. Dezember des julianischen Kalenders erreicht. Das gleiche galt für die Tag- und Nachtgleiche und die Sommersonnenwende.
Gregorianische Kalender – ein radikaler Schnitt für mehr Genauigkeit
Zur Mitte des 16. Jahrhunderts betrug die Differenz dann volle zehn Tage und war nicht länger tolerierbar. Papst Gregor XIII. reformierte die Kalenderordnung, in dem er die Schaltjahre für jedes volle Jahrhundert ausfallen ließ, es sei denn, die jeweilige Jahreszahl war durch 400 teilbar – wie zuletzt im Jahr 2000, das deswegen auch ein Schaltjahr war.
Nun geht dieser heute fast weltweit gültige gregorianische Kalender sehr genau; die Verfälschung aber, die sich in den Jahrhunderten seit Cäsar aufgebaut hatte, korrigierte Gregor radikal, in dem er einfach zehn Tage aus dem Kalender strich: Auf den 4. Oktober 1582 folgte am nächsten Tag der 15. Oktober 1582.
Eine notwendige Maßnahme, in der damaligen Zeit aber für die meisten Menschen völlig verwirrend, waren sie doch an eine beständige Abfolge von Heiligentagen gewöhnt. Um alles noch schlimmer zu machen, führte die konfessionelle Spaltung Europas nun auch zu einer kalendarischen: Was der Papst angeordnet hatte, war für Protestanten zunächst einmal grundsätzlich unannehmbar, mochte es wissenschaftlich noch so richtig sein. Es dauerte in manchen evangelischen Gebieten Deutschlands mehr als ein Jahrhundert, bis der gregorianische Kalender eingeführt wurde.
Bauernregeln und der richtige Zeitpunkt für Wetterprognosen
Diesem präzisen Hilfsmittel zur Zeiteinteilung verdanken wir es, dass die „Witterungsregelfälle“ nun in den meisten Jahren in gleichen Zeiträumen auftreten.
Zu den bekanntesten dieser überlieferten Witterungsphasen zählen die Eisheiligen im Mai, die Schafskälte im Juni sowie die Hundstage im Hochsommer.
Doch für manche alte Bauernregel, die bis in heutige Zeiten überlebt hat, gilt eine Ausnahme: So muss etwa die immer wieder gerne zitierte Regel „Das Wetter am Siebenschläfertag (27.6.) sieben Wochen bleiben mag“ immer noch um gut zehn Tage nach vorne verschoben werden, um eine hohe Eintreffwahrscheinlichkeit zu erzielen. Denn die Hochsommerwitterung schwingt sich im Regelfall nicht Ende Juni sondern erst in der zweiten Hälfte der ersten Julidekade in einen stabilen Rhythmus ein, der dann den Wetterverlauf bis Mitte August dominiert.