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Jahrhundertwinter – immer wieder taucht dieser Begriff in Winterprognosen auf und sorgt für Diskussionen darüber, ob uns ein besonders kalter oder schneereicher Winter bevorsteht. Viele Medien greifen die Möglichkeit eines Extremwinters gerne auf, doch wie verlässlich sind solche Vorhersagen wirklich?

Wetterexperte Roland Schmidt ordnet historische Daten ein, erklärt die Hintergründe aktueller Prognosen und zeigt, wie wahrscheinlich ein echter Jahrhundertwinter heute noch ist.

Jahrhundertwinter – warum der Begriff jedes Jahr wieder auftaucht

So regelmäßig und zuverlässig wie im Herbst die Blätter von den Bäumen fallen, tauchen in dieser Jahreszeit in den Medien Ankündigungen über viel Schnee und einen insgesamt kalten und schneereichen Winter auf. Die Faktenbasis dieser Prognosen ist fast immer relativ dünn, mal ist es das Verhalten von Tieren, mal das von Pflanzen, das sichere Vorzeichen für den kommenden Winter liefern soll.

In diesem Jahr ist nun sogar gehäuft von einem bevorstehenden „Jahrhundertwinter“ die Rede, wobei die wenigsten der Autorinnen und Autoren einen solchen schon einmal erlebt haben dürften. Denn wie der Name „Jahrhundertwinter“ schon andeutet, stehen solche Winter für extreme Ausnahmesituationen, die zwar vielleicht nicht nur einmal pro Jahrhundert, aber doch auch nicht öfter als drei-viermal auftreten.

Blick in die Klimageschichte – historische Extremwinter

Schaut man sich dazu die „Klimageschichte Mitteleuropas“ an, so finden sich zwar aus der Zeit von 1000 bis 1700 zahlreiche Belege für sehr kalte und schneereiche Winter. Allerdings gab es damals weder Temperaturmessungen noch regelmäßige Aufzeichnungen des Wetters. So liefern diese Quellen meist nur Belege für regionale Witterungsereignisse, nur in Einzelfällen ergibt sich aus der Vielzahl von Berichten ein großräumiger Gesamtüberblick.

Erwähnenswert ist auf jeden Fall der Winter von 1607/08, der als der „Große Winter“ in die Überlieferung einging und durch eine Vielzahl von Berichten als heftiger, langer und sehr kalter Winter ausgewiesen wird.

Dokumentierte Winter und Kälteperioden im 18. Jahrhundert

Ab dem Beginn des 18. Jahrhunderts wurden Thermometer zur Aufzeichnung der Temperaturverhältnisse genutzt, womit die Vergleichbarkeit der Witterungsverhältnisse stark verbessert wurde.

Gleich drei Winter können im 18. Jahrhundert als wahrhaft außergewöhnlich belegt werden:

  • 1708/09 brachte eine negative Abweichung der Mitteltemperatur von rund acht Grad, anderthalb Monate lang herrschte ab dem 6. Januar außerordentlich strenger Frost in Mitteleuropa.
  • Ebenso markant war der Winter 1739/40, in dem die Kälte gut sechs Monate lang anhielt. Selbst im April 1740 waren in Deutschland noch viele Brunnen eingefroren, im Mai gab es noch häufige und starke Schneefälle.
  • Außerordentlich war auch der Winter 1783/84, in dem der Ausbruch der Lakikrater auf Island intensiver Schneefälle in Mitteleuropa nach sich zog – so lag z.B. der Schnee im Rhein-Main-Gebiet Ende Januar 1784 anderthalb Meter hoch!

Extreme Winter im 19. Jahrhundert

Auch das 19. Jahrhundert brachte einzelne Extremwinter, erwähnenswert besonders der von 1829/30, in dem die Kälte schon im Herbst einsetzte und besonders im Dezember außergewöhnlich heftig wurde. Es gab wieder negative Mitteltemperaturabweichungen von über sieben Grad, ähnliche Kälte herrschte auch im Januar 1838.

Nach 1850 dominierte in Mitteleuropa dann eine erheblich ausgeglichenere Witterung, nur einzelne Wintermonate verzeichneten noch extreme Kältephasen.

Extremwinter im 20. Jahrhundert – Kältewellen im modernen Zeitalter

Im 20. Jahrhundert sticht zunächst der Februar 1929 mit von einer über neun Grad zu niedrigen Mitteltemperatur ins Auge. 1939/40, 1941/42 und 1946/47 sind als Kandidaten für den Titel „Jahrhundertwinter“ zu nennen. Auch 1956 gab es einen extrem kalten Februar, monatelange Kälte mit zugefrorenen Seen und Flüssen trat dann 1962/63 auf – dieser Winter war insgesamt der kälteste des vergangenen Jahrhunderts.

Winter im Klimawandel – wie wahrscheinlich ist ein Jahrhundertwinter heute?

Schauen wir auf das jetzige Jahrhundert, so treten kalte Winter in Mitteleuropa durch die globale Erwärmung derzeit immer seltener auf. Allenfalls 2009/10 kann als, wenn auch nicht extrem kalter Winter gewertet werden und der Dezember 2010 bleibt als außergewöhnlich schneereich und kalt in Erinnerung. Seitdem sind keine insgesamt zu kalten Winter mehr aufgetreten, eine negative Abweichung der Temperatur für den gesamten Winter wäre derzeit schon ungewöhnlich.

Zwar sind die Chancen auf kalte Witterungsabschnitte im Winter 2025/26 durch einen bislang schwachen Polarwirbel und eine QBO Ost (ein Windmuster hoch oben in der Atmosphäre) höher als in den vergangenen Jahren, das aber gleich ein „Jahrhundertwinter“ daraus wird, ist extrem unwahrscheinlich.

Was wir an Wintern in der Zukunft noch erleben werden, wenn sich der Golfstrom weiter abschwächt, ist jedoch noch völlig offen – gut möglich, dass sich dann wieder mal ein Zirkulationsmuster einstellt, das den „Jahrhundertwinter“ des 21. Jahrhunderts hervorbringt.

Fazit – gut vorbereitet auf jede Winterlage

Ob ein Jahrhundertwinter tatsächlich bevorsteht oder nicht: Wer sein Zuhause, den Garten oder den Balkon im Blick behalten möchte, profitiert von präziser Wetterbeobachtung. Moderne Wetterstationen, Innen- und Außenthermometer, Frostwarner oder Klimamonitore von TFA unterstützen dabei, Temperaturverläufe rechtzeitig zu erkennen und auf wechselhafte Witterung optimal reagieren zu können.

So sind Sie bestens gerüstet – egal, ob uns ein milder Winter erwartet oder doch überraschend viel Kälte und Schnee.



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