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Nichts prägt unsere Vorstellung vom Winter so sehr wie der Schnee: Zwar gehören Kälte und Eis ganz sicher auch zu den winterlichen Wettererscheinungen, doch kann man sie oft auch schon im Herbst und im Frühling manchmal bis in den Mai hinein erleben.

Ein Artikel von Wetterexperte, Wetterkolumnist und Meteorologe Roland Schmidt.

Schnee aber, insbesondere wenn er liegen bleibt, verändert unsere Wahrnehmung der Landschaft eindrucksvoll. So kann über Nacht gefallener Schnee dazu führen, dass nicht nur Kinder am Morgen hellauf begeistert sind und die in frisches Weiß gehüllte Umgebung als völlig anders und neu empfinden. Doch was ist das für ein meteorologisches Phänomen, wie und warum entsteht Schnee und wie verschwindet er wieder?

Was ist Schnee?

Dass Schnee nicht einfach nur gefrorenes Wasser ist, haben alle diejenigen schon mal erlebt, die im Heimexperiment versucht haben, Schnee herzustellen. Das Ergebnis ist fast immer Eis, das fein geraspelt immerhin Ähnlichkeit mit Reif besitzt. Aber die lockere Flockigkeit, mit der bei kräftigem Schneefall Abermillionen der weißen Kristalle vom Himmel fallen, ist für Menschen sehr schwer reproduzierbar.

Selbst der mit großem technischen Aufwand hergestellte Kunstschnee unterscheidet sich deutlich vom Original – die Kristalle sind abgerundet, formen kleine Kügelchen und haben eine wesentlich größere Dichte als Naturschnee.

Wie entsteht Schnee?

Schnee entsteht am häufigsten in Wolken, in denen die Temperatur deutlich unter dem Gefrierpunkt liegt. An kleinen Salz- oder Staubteilchen beginnt die Entwicklung von Schnee durch das Anfrieren von zuvor gasförmigen Wassermolekülen. Bei zu niedrigen Temperaturen von unter minus zwanzig Grad bilden sich nur einfache Säulen oder Eisplättchen. Es entstehen dabei immer hexagonale (sechseckige) Formen, an den jeweiligen Ende erscheinen dann stetig neue Kristalle.

Schnee-Kristalle.

Da sich gasförmiger Wasserdampf bevorzugt an Eis anlagert, produzieren die Wolken wesentlich mehr Schneeflocken als unterkühlte Wassertröpfchen. Beim Zusammenstoß von Eiskristallen mit unterkühlten Wassertröpfchen gefrieren auch diese schlagartig und lassen so die Schneeflocken weiter wachsen. Wird das Ganze in einer Wolke wie in einer Mischmaschine ordentlich durcheinander gewirbelt, verhaken sich viele der zackigen Kristalle miteinander und es entfaltet sich dabei die ganze Bandbreite der Schneeflockenvielfalt.

Aussehen & Bestandteile des Schnees

Zwar zeigen sich, wie auch die Schneeflockenfotografie in den letzten hundertfünfzig Jahren nachgewiesen hat, große Ähnlichkeiten bei einzelnen Arten von Schneeflocken, doch genau identische kommen so gut wie nie vor. So ist es eine zwar einheitlich weiße aber dennoch unglaublich variantenreiche Komposition der Natur, die wir bei einem Schneefall erleben.

Und das Geheimnis seiner Flockigkeit besteht vor allem aus Luft: Die wird nämlich überall zwischen den kleinen Kristallen eingeschlossen und so enthält frisch gefallener Schnee zu rund neunzig Prozent Luft. Das zeigt sich sehr gut bei der Messung der Menge des Niederschlags, die durch das Schmelzen der Schneeflocken bestimmt wird; eine ein Zentimeter hohe Schneedecke entsteht schon bei einer geringen Wassermenge von nur einem Liter Niederschlag pro Quadratmeter.

Hat sich der Schnee jedoch erst einmal auf einer Oberfläche abgelagert, beginnt ein Alterungsprozess, bei dem der Luftgehalt nach und nach immer weiter abnimmt. So kann die Dichte von Altschnee nach etlichen Wochen der Lagerung zehnmal größer sein als die von Neuschnee.

Und wenn der Schnee über lange Zeit großem Druck ausgesetzt ist, weil sich etwa immer neuer Schnee darüber legt, entsteht schließlich das Eis, aus dem Gletscher bestehen. Schneebedecktes Eis reflektiert bis zu neunzig Prozent der Sonnenstrahlung und erhält sich dadurch über lange Zeit quasi von selbst.

Wenn der Schnee schmilzt…

Wird der Schnee beim Tauen hingegen zu Wasser, nimmt das die Strahlung zu neunzig Prozent auf und wandelt sie in Wärme um, was das Verschwinden von Eis und Schnee beschleunigt.

Das Schmelzen von Schneeflocken geschieht oft schon auf dem Weg von der Wolke zur Erde. Auch im Sommer wirbeln in Höhen von mehreren Kilometern Flocken am Himmel, doch während des Fallens durch tiefe, wärmere Luftschichten verwandeln sie sich in Regentropfen.

Eine geschlossene Schneedecke dagegen kann selbst mehrere Plusgrade und Sonnenschein gut überstehen, wenn die Luftfeuchtigkeit gering ist. So erklärt sich auch, warum es selbst bei Temperaturen von bis zu fünf Grad plus noch schneien kann – die geringe Luftfeuchtigkeit lässt einen Teil des Schnees verdunsten, was den übrigen Teil aber so stark kühlt, dass er der Erwärmung trotzt.

Erst ein Wetter, das aus einer Kombination aus milder Luft, Wind und kräftigem Regen besteht, lässt auch eine mächtige Schneedecke rasch abtauen und so verschwindet eine weiße Winterlandschaft manchmal über Nacht so schnell wie sie gekommen ist.