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Dass unser Wetter nicht einfach nur „vor Ort“ entsteht, sondern verknüpft ist mit weit entfernten Regionen der Welt, wussten schon unsere Vorfahren. Sie formulierten diese Erkenntnis in dem einfachen Reim „Das Wetter erkennt man am Winde wie den Herren am Gesinde.“

Tatsächlich weist die Richtung, aus der der Wind weht, meist schon deutlich darauf hin, was für eine Luftmasse herangeführt wird. Und diese Luftmassen bestimmen mit ihren jeweils typischen Eigenschaften dann unser Wettergeschehen.

Hauptluftmassen in Mitteleuropa

Mitteleuropa wird durch folgende Hauptluftmassen beeinflusst:

  1. Maritime Luftmassen
    • maritime Polarluft => kalt und feucht
    • erwärmte maritime Polarluft => mäßig warm und feucht
    • abgekühlte maritime Tropikluft => mäßig warm und feucht
    • maritime Tropikluft => warm und feucht
  2. Kontinentale Luftmassen
    • kontinentale Tropikluft => heiß/mild und trocken
    • kontinental, afrikanische Tropikluft => heiß und trocken (manchmal mit Saharastaub)
    • erwärmte kontinentale Polarluft => Winter: kalt, Sommer: warm und trocken
    • kontinentale Polarluft => kalt und trocken

Maritime Luftmassen

Da wir in Deutschland in den sogenannten mittleren Breiten zwischen dem 40sten und 60sten nördlichen Breitengrad leben, dominieren hier grundsätzlich Westwinde den Wetterablauf. Sie kommen vom Atlantik, sind dadurch relativ feucht und da das Meer nur sehr langsam auf Temperaturänderungen reagiert, meist gemäßigt temperiert.

Dennoch unterscheiden sich auch diese maritimen Luftmassen je nach Herkunftsregion deutlich, weshalb die Meteorologie sie in vier verschiedene Kategorien aufteilt:

  1. Eine kalte Luftmasse erreicht uns direkt aus Norden – maritime Polarluft bzw. Arktikluft wird auf dem Weg nach Süden vom Wasser von Nord- und Ostsee etwas angewärmt; da sie dadurch auch viel Feuchte enthält, bietet sie Frau Holle und Väterchen Frost die beste Möglichkeit für fulminante Auftritte.
  2. Vom Nordatlantik, aus der Region um Island, kommt die subpolare Meeresluft, die zwar insbesondere in höheren Schichten relativ kalt ist, in den unteren Schichte auf ihrem weiten Weg über das Wasser aber deutlich angewärmt wurde. So bringt sie uns im Winter das allgemein wenig beliebte Matschwetter, mit häufigen Schauern, einstelligen Tagestemperaturen und nur im oberen Bergland auch mal Eis und Schnee. Im Sommer beschert sie uns ebenfalls kühles Schauerwetter und die Höchstwerte bleiben unter 20 Grad – die Mitte Juni häufig auftretende „Schafskälte“ wird von solch einer Luftmasse verursacht.
  3. Auch wenn die Luft direkt aus Westen, vom mittleren Atlantik kommt, ist der Wettercharakter ähnlich, allerdings liegt das Temperaturniveau ein wenig höher. In dieser abgekühlten maritimen Tropikluft der mittleren Breiten werden im Sommer schon angenehme Werte über 20 Grad erreicht, im Winter liegen die Maxima in den Niederungen um 10 Grad.
  4. Noch deutlich wärmer wird es, wenn aus südwestlicher Richtung feuchte maritime Tropikluft nach Mitteleuropa geführt wird. Sie bringt im Winter rasches und durchgreifendes Tauwetter bis in die Hochlagen der Mittelgebirge, im Sommer ist schwül-warme Witterung mit Schauern und Gewittern zu erwarten. Unter Hochdruckeinfluss kann dann sogar schon die 30-Grad-Marke erreicht werden.

Kontinentale Luftmassen

Desweiteren werden Luftmassen kontinentalen Urprungs unterschieden:

  1. Die kontinentale Tropikluft kommt nicht vom Atlantik, sondern direkt aus Süden, vom Mittelmeer her zu uns. Sie lässt im Winter nördlich der Alpen den Föhn entstehen, der als „Schneefresser“ bekannt ist, aber auch im übrigen Land bringt sie außergewöhnlich milde Tage mit Maxima um 15 Grad. Im Sommer sorgt sie für drückende Schwüle und Hitze, im Tagesverlauf entwickeln sich in ihr oft starke, manchmal unwetterartige Gewitter.
  2. Aus dem Süden kann auch eine wesentlich trockenere Luftmasse nach Deutschland gelangen – die kontinental, afrikanische Tropikluft. Sie stammt aus Nordafrika und nimmt, wenn sie über die iberische Halbinsel und Frankreich zu uns geführt wird, nur wenig Feuchtigkeit auf. Extreme Hitzewellen mit Höchsttemperaturen um 40 Grad sind im Sommer die Folge, im Winter sorgt sie in Deutschland für vorzeitige Frühlingsgefühle.
  3. Folgen wir der Windrose weiter nach Osten, bringt die erwärmte kontinentale Polarluft je nach Jahreszeit extrem unterschiedliche Wetterbedingungen, da die große Landmasse Eurasiens im Winter stark auskühlt, sich aber im Frühjahr auch rascher als das Meer wieder erwärmt: Im Sommer steht dann trockene Hitze mit Tageswerten oft über 30 Grad auf dem Wetterfahrplan, im Winter hingegen Eis und Dauerfrost. Große Niederschlagsmengen sind dabei nicht zu erwarten, anhaltender Kahlfrost kann vielmehr die Erde tief gefrieren lassen.
  4. Dies insbesondere, wenn die Windrichtung auf Nordost dreht und damit kontinentale Polarluft bzw. Artikluft einfließt. Solche Wetterlagen prägten die großen „Eiswinter“ der Vergangenheit; sie sind in den letzten Jahrzehnten seltener geworden.

Luftmassen: Mischformen und Zwischenformen

Neben diesen acht verschiedenen Luftmassen kennt die Meteorologie noch viele Mischformen und Zwischenstufen, so dass sich der Charakter jeder der beschriebenen Arten noch leicht verändern kann. Ihre Unterschiedlichkeit lässt aber schon deutlich erahnen, wieso wir in einer Weltregion mit so abwechslungsreichem Wettergeschehen leben – kein Wunder, dass hier auch die Grundlagen der modernen Meteorologie entwickelt wurden.



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