Der Begriff „Hitze“ beschreibt in der Meteorologie besonders hohe Temperaturen, die das Wohlbefinden und die Gesundheit der Menschen erheblich beeinträchtigen können.
Unser Wetterexperte Roland Schmidt erklärt, wie diese hohen Temperaturen eingeteilt werden, welche regionalen Unterschiede es gibt und welche Ursachen hinter den immer häufiger auftretenden Hitzeperioden stecken. Zudem beleuchtet er die Auswirkungen des Klimawandels auf extreme Hitzeereignisse weltweit.
Ein Artikel von Wetterexperte, Wetterkolumnist und Meteorologe Roland Schmidt.
Hitze: Drei Grenzwerte
Mit dem Juni hat der meteorologische Sommer begonnen und damit auch die Zeit in der wir in Deutschland mehr oder weniger ausgeprägte Hitzewellen erleben können. Das Wetter kann sich jedoch schnell ändern, und auch Sommergewittern mit starkem Regen und Blitz und Donner sind keine Seltenheit. Zwar treten auch im April oder im Mai in manchen Jahren regional schon mal erste heiße Tage auf, das sind derzeit jedoch immer noch nur einzelne Tage und keine Serie.
Zur Einordnung von hohen Temperaturen werden in der Meteorologie drei Grenzwerte benutzt: Ab einem Maximum von 25 Grad oder mehr wird ein „Sommertag“ registriert; solche Temperaturen werden von den meisten Menschen noch nicht als heiß empfunden. Allerdings spielt die Luftfeuchtigkeit dann schon eine größere Rolle, je höher sie liegt und je mehr sich die Temperatur der 30-Grad-Marke nähert, desto stärker wird das Gefühl von Hitze und drückender Schwüle.
„Heiße Tage“ treten nach meteorologischer Definition ab einer Höchsttemperatur von 30 Grad auf, das wird bei vielen Menschen in Deutschland auch als Hitze empfunden. Die regionalen Unterschiede sind dabei jedoch groß – während 30 Grad und mehr in Schleswig-Holstein nur selten auftreten und dementsprechend auch als außergewöhnliche Hitze wahrgenommen werden, sind sie im Südwesten Deutschlands, im Oberrheingraben, nichts besonderes mehr.
Dort wird mittlerweile in vielen Jahren auch die nächste Stufe auf der Hitzeskala überschritten, die 35-Grad-Marke, mit der ein „Wüstentag“ verzeichnet wird. Das führt dazu, dass in heißen Sommern, wenn mehrere „Wüstentage“ hintereinander aufgetreten sind, Werte von knapp über 30 Grad nicht mehr als wirklich heiß empfunden werden. Dann hat sich der Organismus des Menschen so weit an die hohen Temperaturen angepasst, dass 30 Grad schon wieder als angenehm bezeichnet werden, zumal wenn sie mit niedriger Luftfeuchtigkeit und etwas Wind verbunden sind. Die Verdunstung von Schweiß kühlt dann den Körper so weit ab, dass die hohen Temperaturen keine Belastung mehr sind.
Das gilt sogar dann noch, wenn die Temperatur noch weiter steigt und sich der 40-Grad-Marke nähert. Trockene Hitze, wie sie auch in vielen Wüstengebieten der Erde auftritt, ist dann immer noch zu verkraften, allerdings muss der permanente Flüssigkeitsverlust auch regelmäßig ersetzt werden.
Extreme Hitze in Deutschland
Maxima von knapp über 40 Grad stellen derzeit noch die höchsten jemals in Deutschland gemessenen Temperaturen da und treten nur selten und an einzelnen Orten auf. Deshalb geht die größte Hitzebelastung auch von Serien von heißen Tagen aus, wie sie gerade in den vergangen Jahren im öfter registriert wurden.
So wurde im Juli 2022 in Hamburg erstmals seit Aufzeichnungsbeginn die 40-Grad-Marke erreicht, allerdings nur an einem einzelnen Tag. Wesentlich markanter war deswegen auch der August 2022, der dem Oberrheingraben fast ausschließlich „Heiße Tage“ mit mehr als 30 Grad bescherte.
Ursachen von Hitzeperioden
Solche lang andauernde Hitzeperioden waren noch im 20. Jahrhundert eine große Seltenheit, mittlerweile treten sie schon mehrmals pro Jahrzehnt auf. Ursache sind subtropische Luftmassen, die die Sommer rund ums Mittelmeer prägen und immer häufiger und länger nach Mitteleuropa vordringen. Mit dem Fortschreiten des Klimawandels sind von solchen Hitzewellen wahrscheinlich auch die nördlichen Regionen Deutschlands öfter betroffen.
Hitzerekorde weltweit
Extreme Hitze mit mehr als 45 Grad gibt es hierzulande bislang nicht, sie tritt vor allem in den Gebieten rund um den nördlichen und südlichen Wendekreis auf. So wurden im Juni 2024 bereits außergewöhnlich früh im Jahr die 50-Grad-Marke im Norden Indiens und im Death Valley in Kalifornien erreicht. Solche Temperaturen sind für viele Menschen lebensgefährlich und entsprechend hoch ist mittlerweile schon die Zahl der Todesfälle.
Auch die bislang höchste Temperatur weltweit wurde im Death Valley gemessen und betrug 56,7 Grad Celsius. Zwar liegt dieser Rekordwert mittlerweile über 90 Jahre zurück, doch das Risiko steigt, dass auch seine Tage gezählt sind und er von einem neuen, noch extremeren Maximum übertroffen wird.