Der Wind ist eine zentrale Komponente des Wettergeschehens, die sowohl lokale als auch globale Auswirkungen hat. Von sanften Brisen bis hin zu stürmischen Böen beeinflusst der Wind nicht nur die Temperaturen, sondern auch die Wolkenbildung, Niederschläge und vieles mehr.
Ein Artikel von Wetterexperte, Wetterkolumnist und Meteorologe Roland Schmidt.
Nicht nur sprichwörtlich sind „Wind und Wetter“ dauerhaft miteinander verbunden, tatsächlich wird „Windstille“ in unseren Breitengraden nur sehr selten festgestellt. An den meisten Tagen im Jahr bewegt sich die Luft, was nichts anderes bedeutet, als das ein Wind weht. Und unser Erleben des Wetters wird ganz wesentlich davon beeinflusst, was da für ein Luftzug zu spüren ist.
Windrichtung und Windstärke
Die Bestimmung von Windrichtung und Windstärke gehört deshalb auch zu den ganz frühen Elementen der Beobachtung des Wetters. Der achtseitige „Turm der Winde“ in Athen, vor über 2000 Jahren errichtet, ist ein bis heute erhaltenes Zeugnis der Versuche, den Wind und seine, je nach Richtung unterschiedlichen Eigenschaften, zu verstehen und einzuordnen.
Auch die Windrose, die den Wind schon eindeutig einer bestimmte Himmelsrichtung, aus der er kommt, zuordnet, dient einem solchen Zweck. Und schließlich war es über viele Jahrhunderte der Wetterhahn auf dem Kirchturm, der anzeigte, woher der Wind weht.
Wesentlich schwieriger als die Bestimmung der Windrichtung war die Festlegung von Windstärken, die sich vor der Erfindung von Messgeräten nur an den beobachteten Auswirkungen des Windes orientierte. Erst im 19.Jahrhundert wurde eine 13-teilige Skala, die von Windstärke 0 (Windstille) bis Windstärke 12 (Orkan) reichte, von der britischen Admiralität verbindlich eingeführt und nach ihrem ehemaligen Hydrografen Sir Francis Beaufort benannt.
Diese „Beaufort-Skala“ hat sich im Sprachgebrauch bis heute erhalten, so dass wir immer noch von Windstärken sprechen, obwohl sich in der Meteorologie längst die Messung der Windgeschwindigkeit durchgesetzt hat. Sie erfolgt heute international einheitlich in Metern pro Sekunde und liefert so weltweit vergleichbare Messwerte.
Entstehung von Winden
Dass der Wind weht, wird alleine durch Unterschiede im Luftdruck in unserer Atmosphäre verursacht. So wie Wasser immer dann fließt, wenn ein Gefälle vorhanden ist, strömt Luft von Bereichen mit höherem zu Orten mit niedrigerem Luftdruck. Und dafür, dass solche Druckunterschiede immer aufs Neue auftauchen, sorgen die unterschiedliche Sonneneinstrahlung, die Tag- und Nachtseite der kugelförmigen Erde und die Verteilung von Wasser und Land. So entsteht auf unserem Globus ein großräumiges Muster von Hoch- und Tiefdruckgebieten, die wiederum durch ein System von Winden miteinander verknüpft sind.
Als charakteristisches Beispiel für Mitteleuropa seien hier nur Azorenhoch und Islandtief genannt, die uns, wenn sie in typischer Form und Stärke ausgeprägt sind, mit den klassischen Westwinden versorgen.
Grundsätzlich gilt dabei die Formel: Je größer die Luftdruckunterschiede und je geringer der Abstand zwischen Hoch und Tief, desto stärker weht der Wind.
Dies gilt auch für wesentlich kleinere, lokale Windsysteme, die unser Wettererleben dennoch stark prägen können. Sowohl Berg- und Talwind als auch Land- und Seewind funktionieren dabei nach dem gleichen Muster: Über Flächen, die sich besonders schnell und stark erwärmen, steigt die dadurch erhitzte Luft auf – es entsteht ein kleines Tiefdruckgebiet.
In den Bergen sind das der Morgensonne zugeneigte Fläche, die durch eine quasi senkrechte Sonneneinstrahlung sehr viel Energie pro Quadratmeter erhalten. An den Küsten ist es der Erdboden, der im Verhältnis zum Wasser eine viel geringere Wärmekapazität hat und sich deshalb rasch aufwärmt. Die vom höheren Druck im Tal bzw. über dem Meer nachströmende Luft, lässt dann den typischen Tal- und auch den Seewind aufkommen. Am Abend und in der Nacht kehren sich die Verhältnisse um, in den Bergen fließt schwerere und kältere Luft die Hänge hinab in die Täler, an den Küsten weht der Landwind hinaus aufs Meer.
Einfluss des Windes auf Wolkenbildung und Niederschlag
Der Wind beeinflusst auch die Wolkenbildung und den Niederschlag. Bei aufsteigender Luft kühlt sie ab und kondensiert zu Wolken. Der Wind kann diese Wolken tragen und verteilen, was zu unterschiedlichen Niederschlagsmustern führt. In Küstengebieten kann der Wind die Bildung von Nebel beeinflussen, während in bergigen Regionen der Wind die Bewegung von Wolken über Gipfel und Hänge steuert.
Einfluss des Windes auf die Temperatur
Der Wind hat einen signifikanten Einfluss auf die gefühlte Temperatur, auch bekannt als Windchill-Faktor. Selbst bei moderaten Temperaturen kann der Wind das Kältegefühl verstärken, da er die Wärme von der Haut abführt. Dies kann zu Unterkühlung und Erfrierungen führen, insbesondere bei niedrigen Temperaturen.
Im TFA-Umrechner können Sie die gefühlte Temperatur anhand der tatsächlichen Temperatur und der Windgeschwindigkeit errechnen.
Einfluss von Böen auf das Wettergeschehen
Unterschiedlich erwärmte Flächen und verschiedene Bodenbeschaffenheiten sorgen dafür, dass der Wind oft nicht gleichmäßig sondern böig weht; solche Böen sind es dann auch, die bei stürmischem Wetter für die größte Gefährdung sorgen.
Nach meteorologischer Definition sind Böen Windereignisse, bei denen die Windgeschwindigkeit um mindestens 5 Meter pro Sekunde über dem 10-minütigen Mittelwind liegt und dies für mindestens 3 und maximal 20 Sekunden anhält.
Da die meisten Schäden durch Spitzenböen verursacht werden, wird in Wetterberichten regelmäßig auch die zu erwartende Böenstärke mit angegeben, wie etwa in der Vorhersage „starker bis stürmischer Westwind mit orkanartigen Böen“. So ist der Wind auch heute noch in Wettertrends präsent – er bleibt ein untrennbarer Partner des Wetters.