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Für uns alle ist es ein bekanntes Phänomen, das uns in jedem Jahr spätestens im Herbst wieder begegnet: Der Nebel. Definitionsgemäß tritt Nebel dann auf, wenn die horizontale Sichtweite unter einen Kilometer sinkt, Lufttrübungen bei größerer Sichtweite werden als Dunst bezeichnet.

Ein Artikel von Wetterexperte, Wetterkolumnist und Meteorologe Roland Schmidt.

Eines Morgens, meistens nach einer klaren und kalten Nacht, ist er da. Liegt wie eine graue Masse auf der vertrauten Landschaft, anfangs nur über einer Wiese oder einer Talsenke und ist nicht höher als ein Meter. Und ist schon nach kurzer Zeit, bald nach Sonnenaufgang, wieder verschwunden. Doch nur wenige Wochen später ist er dann so dicht und mächtig, dass kein Himmel mehr zu sehen ist und es dauert bis in die Mittagsstunde, bevor er sich lichtet.

Wie entsteht Nebel?

Die Zunahme von Nebeltagen im Herbst lässt schon erahnen, wovon die Nebelbildung in hohem Maße abhängt: Von der Temperatur und der Luftfeuchtigkeit. Je kürzer die Tage werden und je niedriger der Sonnenstand am Himmel, desto geringer wird der tägliche Energieeintrag. Wir spüren das an den sinkenden Nachttemperaturen und der immer schwächeren Erwärmung am Tag.

Dennoch bildet sich durchaus nicht immer Nebel, denn dazu ist eine Sättigung der Luft mit Wasserdampf notwendig. Eigentlich sogar eine Übersättigung, denn nur der überschüssige Wasserdampf, der nicht gasförmig in der Luft gespeichert werden kann, kondensiert zu kleinen Tröpfchen. Eine sehr trockene Luftmasse kann also stark abkühlen, ohne dass sich Nebel bildet.

Wo genau der Temperaturwert liegt, bei dem die Kondensation von flüssigem Wasser einsetzt, gibt der Taupunkt an, der an allen Wetterstationen aktuell berechnet wird.

So lässt sich bei ruhigem, windschwachem Wetter oft schon am Abend abschätzen, ob die Temperatur im Laufe der Nacht so weit absinkt, dass der Taupunkt erreicht wird.

Staubpartikel und Aerosole helfen bei der Nebelbildung

Wie der Name schon verrät, bildet sich dann beim Einsetzen der Kondensation an besonders stark abgekühlten Oberflächen, wie zum Beispiel Metallen, Windschutzscheiben oder auch Grasspitzen, Tau.

Damit auch Wassertröpfchen auskondensiert werden, die anschließend in der Luft schweben, müssen genug Kondensationskerne vorhanden sein. Dies sind winzig kleine Staubpartikel, oftmals Salze, an denen sich Wasserdampf bevorzugt niederschlägt.

Aber auch Ruß und andere Aerosole begünstigen die Nebelentstehung; deshalb haben die Maßnahmen zur Luftreinhaltung, die seit den 80er Jahren durchgeführt wurden, die Nebelhäufigkeit und Intensität vielerorts deutlich verringert. Die Mischung aus Dampf, Rauch, Abgasen und Nebel, für die das englische Wort „Smog“ geprägt wurde, war seit Beginn der Industrialisierung im 19. Jahrhundert in vielen Ballungsräumen zu einer dauerhaften gesundheitlichen Belastung geworden.

Nebelarten

Es werden drei Nebelarten unterschieden, die in weitere Nebeltypen unterteilt werden können:

  1. Verdunstungsnebel (Dampfnebel)
    • Seerauch
    • Meerrauch
    • Flussrauch
  2. Abkühlungsnebel
    • Advektionsnebel (Meernebel, Küsten-/ Seenebel)
    • Strahlungsnebel (Bodennebel, Talnebel / Nebelmeer, Hochnebel, Wiesennebel / Nebelbank)
    • Orographischer Nebel (tiefliegende Wolken am Hang)
  3. Mischungsnebel

Gefahren des Nebels

Nebel verursachen Gefahren im Verkehr.

Heutzutage ist Nebel meist weniger dicht und zählebig (Ausnahmen bestätigen die Regel), dennoch bleibt er eine ernst zu nehmende Gefahr im Verkehr.

Zusätzliche Risiken entstehen, wenn die Temperatur bei Nebel unter dem Gefrierpunkt liegt.

Die kleinen, in der Luft schwebenden Wassertröpfchen lassen sich nämlich bis weit in den negativen Temperaturbereich abkühlen ohne zu gefrieren.

Werden sie jedoch durch Wind gegen unterkühlte Gegenstände geweht, gefrieren sie beim Auftreffen schlagartig zu Eis.

So entstehen, bevorzugt in mittleren und höheren Berglagen, bei andauernden Nebellagen, mächtige Eispanzer, deren Gewicht ganze Bäume zusammenbrechen lassen kann.

 

Wie löst sich Nebel auf?

Die Auflösung von Nebel kann auf zwei Arten geschehen:

  1. Zum einen durch Erhöhung der Lufttemperatur, denn wärmere Luft kann mehr gasförmigen Wasserdampf aufnehmen. Oft geschieht dies bei der Erwärmung der Luft durch Sonneneinstrahlung, denn selbst wenn wir die Sonne durch den Nebel nicht erkennen können, dringt doch genug von ihrer Strahlung hindurch, um die Lufttemperatur zu erhöhen. Wärmere Luft kann aber auch durch Wind herangeführt werden, bzw. durchmischt der Wind bodennahe Nebelluft mit wärmer Luft in der Höhe und lässt so den Nebel verdunsten.
  2. Die zweite Art der Nebelauflösung geschieht beim Einströmen einer neuen, trockeneren Luftmasse, wie sie etwa Wetterfronten heranführen. Ob sich solche Fronten nähern, lässt sich bei nicht zu dichtem Nebel auch vom Boden aus gut erkennen: Zeichnet sich der Umriss der Sonnen- oder der Mondscheibe durch den Nebel klar und deutlich ab, so ist der Himmel über dem Nebel klar und keine Front im Anmarsch. Ist der Umriss jedoch unscharf und verwaschen, wird dies von hohen Eiswolken über dem Nebel verursacht, die sehr oft die Vorboten einer heranziehenden Front sind.

Die dauerhafteste Form der Nebelauflösung bringt uns jedoch in jedem Jahr erst wieder der Frühling, wenn lange Tage und hoher Sonnenstand für einen beständig starken Energiestrom zur Erde sorgen.